Kapellenschule Werthenbach



Öffnungszeiten:
1. April bis 31. Oktober, Di. bis So. und an allen Feiertagen von 9 bis 18 Uhr, Einlass bis 17 Uhr. 
Vorgestellt in "Museen und Heimatstuben Siegerland-Wittgenstein".

Die Entstehung des neuzeitlichen Schulwesens ist eng mit der religionsgeschichtlichen Entwicklung verbunden. Die Forderung des Reformators Martin Luther nach Einrichtung "teutscher Schulen" führte Mitte des 16. Jahrhunderts unter Johann VI. zu Nassau-Siegen zur Einführung von Kapellenschulen. Knapp 100 Jahre später, um 1650, waren sie im gesamten Siegerland verbreitet. Zu dieser Zeit war die konfessionelle Spaltung des Siegerlandes durch die nassauische Erbteilung vollzogen, im jeweiligen Landesteil bestanden protestantische oder katholische Kapellenschulen. Das Anwachsen der Schülerzahlen führte vielerorts zu An- und Erweiterungsbauten der Kapellenschulen. Im Jahre 1827 wurden im Altkreis Siegen 78 evangelische und 22 katholische Schulen gezählt. Die Kapellenschule von Werthenbach wurde im Jahre 1737 gebaut und 1818 mit einem Anbau versehen. Sie war nach der Heiligen Maria Magdalena benannt, und die Schulkinder wurden im katholischen Sinn erzogen, sie lernten das Lesen und Schreiben anhand der biblischen Geschichte des Alten und Neuen Testaments. Nach den preußischen Schulreformen nahm die Erziehung zum preußischen und später zum deutschen, der Obrigkeit untertänigen Staatsbürger einen hohen Stellenwert ein. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Lehrer von der Gemeinde zugleich als Küster oder Glöckner der Kirche angestellt, dies änderte sich erst mit der Einführung des preußischen Lehrerseminars. Die Bezahlung der Schulmeister war meist spärlich, vielerorts wurden die Lehrer in Naturalien bezahlt und nahmen ihre Mahlzeiten abwechselnd bei den Eltern ihrer Schüler ein. Die Kapellenschule Werthenbach wurde 1962 abgebaut und dem Westfälischen Freilichtmuseum Detmold zur Verfügung gestellt. Im Sommer 2001 ist sie als erstes Gebäude des im Entstehen begriffenen Siegerländer-Wittgensteiner Weilers eröffnet worden. Der Fachwerkbau der Kapelle besteht aus einem Saalbau von knapp zehn Metern Länge mit polygonalem Chorschluss und einem Dachreiter. An der Nordseite wurde eine kleine Fachwerksakristei angebaut, am Westgiebel der Schulanbau unter einem Pultdach. Im Innenraum ist die Kapellenschule durch Einrichtungen vergleichbarer Schulen aus dem westfälischen Raum ergänzt worden. Der Barockaltar stammt aus einer Hofkapelle bei Rheda-Wiedenbrück. Typisch für die Ausstattung katholischer Kapellenschulen ist die Darstellung der Namenspatronin in einem Ölgemälde und eines 14 Stationen umfassenden Kreuzweges. Der Klassenraum der einklassig geführten Schule ist mit viersitzigen Schulbänken, Lehrerpult und Stelltafel eingerichtet. Alle Teile des Gebäudes und der Einrichtung sind Originale und wurden sorgfältig restauriert, die äußere Farbgebung der Kapellenschule ist die der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. (Dieter Pfau in: "Museen und Heimatstuben Siegerland-Wittgenstein").


Siehe auch:
Medien / Publikationen: Museen und Heimatstuben Siegerland-Wittgenstein
Service / Überreg. Förderung/Verbände / Allgemein: Landschaftsverband Westfalen-Lippe

© Kultur!Büro. Kreis Siegen-Wittgenstein - Kulturhandbuch im Internet • KHB 2731.HTM / 24.02.2021 |