Jubiläum bei der Philharmonie
Bettina Dinger spielt seit genau 25 Jahren als 1. Violine in der Philharmonie Südwestfalen. Die gebürtige Koblenzerin studierte zuvor an der Musikhochschule Köln Musik mit Fach Violine. Anlässlich ihres Dienstjubiläums am 15. September 2015 beantwortete sie Fragen zu sich und ihrer Arbeit im Orchester:
Drei Fragen zu Bettina Dinger
Wie kamen Sie zur Südwestfälischen Philharmonie?
Es war an einem sehr heißen Sommertag Ende Juli 1990, als ich mich zum Vorspiel nach Hilchenbach begab. Gerade frisch gebackene Absolventin der Musikhochschule Köln, war ich nun im Wettstreit um die heißbegehrte Violinstelle in einem Berufsorchester angekommen. Auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben sich schon mal an die einhundert Interessenten – und so war ich sehr erfreut, eine Einladung bekommen zu haben. Von Koblenz kommend, den Westerwald durchquerend, mich heimlich belustigend an Ortsnamen wie „Holzklau“ und „Junkernhees“ erlebte ich eine überraschend erbauliche und inspirierende Anreise zu meinem Vorspiel. Die Landschaft, in die ich eintauchte, hat mir auf Anhieb gut gefallen und, obwohl ich neben meiner Geige eine gehörige Portion Lampenfieber im Gepäck hatte, spürte ich auch eine gewisse Freude auf das, was da kommen sollte…
Und was da kam: entgegen meiner Erwartung gewann ich das Vorspiel und bin seither festangestelltes Mitglied der ersten Violinen der Südwestfälischen Philharmonie, heute Philharmonie Südwestfalen.
An welche besondere Situation aus dem Orchesterleben denken Sie besonders gerne zurück?
Das liegt nun tatsächlich 25 Jahre zurück und man erlebt schon so einiges in den Jahren. Mein erster Dienst, das weiß ich noch gut: Rolf Agop mit seinen liebevoll geleiteten Sonntagnachmittags-Konzerten für Senioren und Serenadenkonzerten, in denen vorzugsweise die Highlights aus der Operettenliteratur von Johann Strauß und Franz Lehar gespielt wurden. Eine Herausforderung für den Berufsanfänger: die Sachen sind nicht leicht zu spielen, es gibt im Notentext viel hin und her an Wiederholungen und Sprüngen, was für den Berufsanfänger auf den ersten Blick recht verwirrend sein kann. Zeit zu Proben gab es nicht viel, also rein ins Abenteuer!
Oder die Dame am Flügel, bei der sich während des Spiels – ich glaube, es war das 4. Klavierkonzert von Beethoven – der rückwärtige Reißverschluss ihres Kleides öffnete und sie am Ende des Vortrages mit offenem Kleid von der Bühne balancierte…
Es fallen mir auch musikalisch besondere Erlebnisse ein, wie etwa eine Aufführung von Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ im Düsseldorfer Opernhaus oder das Projekt „Panzerkreuzer Potemkin“, mit dem wir eine Zeit lang auf Tour waren u.a. in der Opera de la Bastille in Paris. Wunderbare Erlebnisse, die mich spüren lassen: ja, dafür wollte ich immer Orchestermusikerin sein!
Aber es gibt da noch auf einer ganz anderen Ebene wundervolle Momente. Zu erleben, wie die Menschen vor allem hier in der Region auf unsere Konzerte reagieren. Zu spüren und zu sehen, welche Begeisterung oder tiefe Berührung durch die Menschen geht und welche Dankbarkeit uns entgegengebracht wird – das erfüllt mich immer wieder mit Freude. Und die Dankbarkeit liegt dann ganz auf meiner Seite, diesen Beruf auch und insbesondere hier in dieser Region ausüben zu dürfen.
Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft in diesem Orchester?
Dass unser Orchester inzwischen in seiner Rezeption in der Stadt Siegen angekommen ist und dass man uns – gleich einer Bestätigung dessen – sogar ein eigenes Probenhaus im Herzen der Stadt in Aussicht stellt, macht mich froh und empfinde ich als Motivation, wachsam und sorgsam mit den mir gestellten Anforderungen und Aufgaben umzugehen.
Ein langes Musikerleben im Orchester braucht über die Jahre einen langen Atem. Die Gefahr der Abnutzung körperlich oder ideell ist gegeben und nicht zu unterschätzen. Daher wünsche ich mir persönlich für die kommenden Jahre, dass mir meine Spielfreude und die Freude, daran teilhaben zu können, Menschen mit unseren Konzerten beschenken zu dürfen, so lange wie möglich erhalten bleibt!
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