Siegerländer Rieselwiese - Historisches Bewässerungssystem


  • Siegerländer Rieselwiese - Hist. Bewässerungsystem, Karl-Heinz Kring, Im Gießenbach 26, 57234 Wilnsdorf  | Tel.: 02739/3635, dienstl. 802103  | Mail: kh.kring@gmx.de

Außenanlage. Öffnungszeiten: Besichtigung nur im Frühjahr und Herbst möglich.
Nach historischem Vorbild ist auf einem Wiesengelände bei Rinsdorf eine Rieselwiese in der alten Siegerländer Wiesenbautechnik angelegt worden. Die erste urkundliche Erwähnung der Wiesenbewässerung datiert auf das Jahr 1534. Ein erhöhter Heubedarf von Fahrkühen des Transportgewerbes, das Holzkohle und Eisen für die aufblühende Eisenindustrie beförderte, führte zur Verbreitung der Bewässerungstechnik. Als frühe Form der künstlichen Bewässerung war die Rieselwiese in vielen Bachtälern des Siegerlandes ein fester Bestandteil des Landschaftsbildes und ermöglichte eine beträchtliche Steigerung der ansonsten eher kargen landwirtschaftlichen Erträge. Zu diesem Zweck wurde mehrmals im Jahr das Wasser der Bäche an einem Wehr (dem so genannten "Schütz") gestaut und über Hauptleiter-Gräben einem verzweigten Netz von Zuleiter-Gräben zugeführt. Die gewölbte Form und die Anlage der Gräben - die nach dem Rückenbauverfahren angelegten Wiesen werden im Volksmund "Rückelcheswiesen" genannt - bewirkte ein langsames Verrieseln des Wassers, das auf diese Weise vor dem Versickern mit Schwebstoffen angereichert wurde und dem Boden einen erhöhten Nährstoffgehalt zuführte. Bei einer einfacheren Form der Bewässerung nach dem Hangbauverfahren wurde das natürliche Gefälle der Hänge genutzt. Diese Formen des Wiesenbaus wurden im Laufe der Zeit perfektioniert. Aus dieser Tradition heraus entstand im Jahre 1853 die Siegener Wiesenbauschule - übrigens die Wiege der späteren Siegener Fachhochschule und heutigen Universität -, die eigene Wiesenbaumeister ausbildete und das Verfahren des Siegerländer Kunstwiesenbaus weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt machte. Die Siegerländer Rieselwiese in Wilnsdorf wird vom Heimatverein Rinsdorf in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Rothaargebirge betreut. Auf dem Freigelände gibt eine Informationstafel Auskunft über Geschichte und Technik des Siegerländer Wiesenbaus. Beim Bau und der Bewirtschaftung der Rieselwiesen kommen neben bekannten landwirtschaftlichen Geräten (wie Sense, Heugabel und Heurechen) auch speziell entwickelte Werkzeuge (wie Wiesenwaage, Doppel- und Wiesenspaten) zum Einsatz. Im Heimatmuseum Wilnsdorf sind die im Wiesenbau verwendeten Spezialwerkzeuge ausgestellt, dort werden auch weitere Informationen zu dieser historischen Bewässerungstechnik bereitgehalten. (Dieter Pfau in: "Museen und Heimatstuben Siegerland-Wittgenstein").


Siehe auch:
Brauchtum / Gruppen / Vereine: Heimatverein Rinsdorf e.V.
Museen / Museen: Volkskundliches Museum Wilnsdorf

© Kultur!Büro. Kreis Siegen-Wittgenstein - Kulturhandbuch im Internet • KHB 1986.HTM / 26.08.2003 |